Hakenkreuz-Schmierereien: Spur führt quer durch Lühnde
(aus: HAZ / 26.03.2019 / Hans-Theo Wiechens und Christian Wolters)
Unbekannte sprühen Nazi-Symbole / Polizei sucht eine konkrete Gruppe
In Lühnde ermittelt der Staatsschutz der Hildesheimer Kriminalpolizei. Hintergrund sind Dutzende Farbschmiererein im Ort, darunter zahlreiche Hakenkreuze, SS-Runen und die Zahl 88, die gemeinhin für „Heil Hitler“ steht. Im Ort wurden mehrere schwarz gekleidete Unbekannte mit Rucksäcken gesehen, die in Richtung Algermissen zogen. Sie werden gesucht – ob als Zeugen oder Tatverdächtige, da will sich die Polizei noch nicht festlegen.
Die Verärgerung in Lühnde ist seit Sonntagvormittag groß. Bislang haben sich 15 Geschädigte bei der Polizei gemeldet, auf deren Hab und Gut die Schmierereien dutzendfach angebracht wurden. Die Täter sollen in der Nacht zum Sonntag mit Sprühdosen durchs Dorf gezogen sein – und vor allem im Unterdorf Verteilerkästen, Verkehrsschilder, Mauern, Holzzäune und Gullideckel verunstaltet haben. Selbst vor einem Auto, einem Pferdetransporter und der Friedhofsmauer haben die Unbekannten keinen Halt gemacht. Neben den Nazi-Schmierereien fanden die Polizisten auch die Abkürzung ACAP, die für „All Cops Are Bastards“ steht, zu deutsch: Alle Polizisten sind Bastarde.
Weil auch rund um das Dorfgemeinschaftshaus (DGH) am Sportplatz im Oberdorf Glasscherben in Hülle und Fülle lagen, sind Jugendliche aus der Umgebung ins Visier der aufgebrachten Dorföffentlichkeit geraten. Das berichtete Ortsbürgermeister Lutz Sohns im Gespräch mit der Redaktion. So werde der Verdacht geäußert, dass es sich bei den Tätern um Jugendliche aus dem Umfeld einer privaten Feier im Dorfgemeinschaftshaus handeln könnte. „Die sind hier Sonntagmorgen zwischen fünf und sechs Uhr grölend durchs Dorf gezogen“, bemerkte ein Anlieger. Bei ihm haben die Unbekannten den Zaun mit einem braunen und einem gelben Hakenkreuz sowie den Initialen seiner Frau beschmiert.
Gleich nebenan in Richtung Dorfmitte ist ein nagelneuer Zaun auf einer Länge von 50 Metern in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch einige Verkehrsschilder wurden herausgerissen. Anlieger berichten, sie hätten beobachtet, wie Unbekannte versuchten, die Straßenbeleuchtung mit Tritten oder durch Schütteln zu löschen. Ortsbürgermeister Sohns jedenfalls ist sauer und zeigt für die Randale keinerlei Verständnis. „Ich kann nur hoffen, dass wir die Täter mit Hilfe der Polizei ermitteln“, sagt Sohns. Immerhin sei der Deckel von einer Sprühdose am Ortsausgang gefunden und der Polizei übergeben worden. „Hoffentlich sind Fingerabdrücke darauf, die uns zu den Tätern führen“, sagt Sohns. Klar sei aber, so der Ortsbürgermeister, dass demnächst keine vergleichbaren Feiern mehr im DGH zugelassen würden.
Die Polizei ist, was den Verdacht angeht, viel zurückhaltender. Sie sucht die Gruppe, die am Sonntag um 4 Uhr am Ortsausgang in Richtung Algermissen gesehen wurde. Dabei könne es sich um Zeugen, möglicherweise aber auch um die Tatverdächtigen handeln. Hinweise an die Ermittler in Hildesheim unter 0 51 21 / 939-115.