„Mirko ist ein Lühnder Jung“ – Aus der Bundesliga zumTuS Lühnde: 96-Trainer Slomka kehrt zu seinen Wurzeln zurück
(HAZ/wü). Tradition ist Tradition. Erst die Vorstandsberichte, dann Wahlen und Ehrungen, am Ende stehen Bratkartoffeln, Sülze und Remoulade auf dem Tisch. Und Gläser mit Willis Wildsautropfen. Wegen der Verdauung. So ist es auch diesmal bei der Jahresversammlung des TuS Lühnde. Mit einem Unterschied. In den Reihen der Mitglieder sitzt einer, auf den sie im Dorf mächtig stolz sind. Der schon Schalke 04 trainiert hat und jetzt Hannover 96. Stolz, weil er einer von ihnen und trotz seines Erfolges auf dem Teppich geblieben ist. Mirko Slomka wirkt entspannt. Keine Reporterfragen vor der Kamera, kein Stress am Spielfeldrand. Einfach nur dasitzen und die rustikale Gemütlichkeit im Saal des Gasthauses Platz genießen – und das Vertraute. Er ist ja im TuS Lühnde groß geworden, hat Tischtennis, Tennis und Fußball gespielt, ehe er Jugendtrainer bei Hannover 96 wurde und dann Karriere in der Bundesliga machte. Seit 40 Jahren ist Slomka Mitglied im TuS Lühnde, genauso lange wie seine Mutter Edeltraud, die ihm an der Seite von Vater Karl-Heinz direkt gegenüber sitzt. Für ihre Treue will TuS-Vorsitzender Lothar Ebeling Mutter und Sohn an diesem Abend ehren.
Bevor es so weit ist, stimmt Mirko Slomka erst mal über die Gründung eines neuen Jugendfußballclubs mit ab, kriegt Einblick in die Vereinsfinanzen, erfährt, dass der Vereinsrasenmäher mehr als 7000 Euro kostete, und lauscht den Berichten der Abteilungsleiter. Klar, dass dabei der eine oder andere kameradschaftliche Seitenhieb auf den 96-Trainer niedergeht. So betont Jugendleiter Marco Lüders auffällig, dass seine Jungs im Jugendcamp des VfL Wolfsburg waren. Und Dirk Schulmeister, der Chef der Fußballabteilung, bemerkt im spitzen Ton: „Es sind ja nicht alle guten TuS-Spieler in die weite Welt gezogen.“ Tischtennisleiter Thorsten Wendefeuer gibt sich völlig unbescheiden beim Anpreisen der sportlichen Erfolge seiner Spieler: „Das hat schon was von Bayern München.“ Slomka lacht, er weiß ja, von wem es kommt und wie es gemeint ist. Ehrungen. Jetzt ist der 96-Trainer dran. Vereinschef Ebeling hat eine dicke Überraschung parat. Der Beamer surrt und plötzlich taucht 96-Vereinschef Martin Kind auf der Leinwand auf, grüßt die TuS-Mitglieder, gratuliert seinem Cheftrainer und allen Geehrten. Dieter Hecking, Trainer des VfL Wolfsburg und mit Slomka befreundet, schickt ein Trikot mit den Unterschriften seiner Spieler. Die Jugendzeit in Lühnde und im TuS habe ihn fürs Leben geprägt, sagt Mirko Slomka. Ein paar dicke Kumpels hat er auch noch in Lühnde und den Nachbarorten. Aus dem TuS austreten? Käme für den prominenten Trainer im Leben nicht in Frage. „Hier sind meine Wurzeln.“ „Tja“, sagt TuS-Chef Lothar Ebeling, „der Mirko ist ein echter Lühnder Jung.“