Eine Schachtel voller Kindheitserinnerungen – Wie die Kirchengemeinde Zwölf-Apostel Sarstedt-Land junge Familien an sich binden und zusammenführen möchte

(HAZ/09.10.2018/Wiebke Barth) Eine hübsche Schachtel, in der sich Erinnerungsstücke sammeln und aufbewahren lassen – das ist die Taufbox auf den ersten Blick. Aber hinter der netten Geschenkidee steckt mehr: ein Konzept, mit dem die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Zwölf-Apostel Sarstedt-Land Familien miteinander vernetzen und die Kirche für junge Menschen attraktiver machen möchte. Wenn in der Gemeinde ein Kind getauft wird, erhält es an seinem Tauftag ein Geschenk der Kirche. Es ist eine hübsche Schachtel, darin Platz für die Taufkerze und ein Album für Fotos vom Tauftag, mit ersten kleinen Geschichten über Jesus und einer Erklärung der Farben und Feste im Kirchenjahr. Das Buch kann Eltern dabei helfen, dem Kind zu erklären, was es eigentlich bedeutet, getauft zu sein. Außerdem ist ein Ordner dabei, in dem sich im Laufe der Zeit Liederzettel abheften lassen von Gottesdiensten, die für die Familie Bedeutung haben – vielleicht von der Taufe des Geschwisterchens oder vom Einschulungsgottesdienst. Diese Geschenkschachtel begleitet das Kind bis zur Konfirmation; jedes Jahr kommt ein kleines Geschenk dazu. In den ersten vier Jahren wird das jeweils am Tauftag persönlich abgegeben, im fünften Jahr beim Tauferinnerungs-Gottesdienst, später im Kindergottesdienst und danach im Konfirmandenunterricht überreicht. So bleibt das Kind in Kontakt mit der Kirchengemeinde. Gleichzeitig lernen sich aber auch die Familien gleichaltriger Kinder in den zwölf Ortschaften der Gemeinde besser kennen. Denn die Besuche in den ersten vier Jahren werden jeweils von anderen Eltern gemacht, die sich dafür freiwillig gemeldet haben. Zu diesen Taufbox-Besuchern, kurz Tauben genannt, gehören auch die Eltern des  kleinen Theo. Der ist im Februar in der St.-Martins-Kirche in Lühnde getauft worden und hat auch eine Taufbox bekommen. Den Eltern gefällt die Idee so gut, dass sie sich bereiterklärt haben, vier anderen Familien jeweils zu den Tauftagen Besuche abzustatten. Für ihn sei Kirche nicht ein Gebäude, in das man ab und zu sonntags zum Gottesdienst geht, erklärt Theos Vater Peter Geisler: „Kirche besteht ja aus Gemeinschaft.“ Und auch Carina Geisler hält die Taufbox „für eine sehr schöne Sache“ und freut sich darauf, mehr Kontakte zu knüpfen und Menschen näher kennenzulernen, die sie vielleicht schon vom Sehen kennt. Um das zu unterstützen, findet zusätzlich zu den gegenseitigen Besuchen jedes Jahr ein Treffen der beteiligten Familien statt. Pastor Yorick Schulz-Wackerbarth, selbst Vater eines kleinen Jungen, weiß sehr gut, dass für junge Familien ein klassischer Gottesdienst mit viel Stillsitzen, Predigt und Orgelmusik nicht verlockend ist.
Die Gemeinde habe aber nicht tatenlos dabei zusehen wollen, dass Kirche irgendwann als eine Einrichtung „nur für alte Leute“ gelte, erklärt Pastorin Annegret Austen. Die Taufbox sei dabei ein Baustein. Der bringe zwar Organisationsarbeit mit sich, „aber das ist ein lohnender Aufwand“, so Austen. Auch Kindergottesdienste soll es wieder in möglichst allen Kirchorten geben, dazu Krabbel- und Familiengottesdienste. Die Idee der Taufboxen komme eigentlich aus dem Kirchenkreis Peine und sei für die Gemeinde etwas abgewandelt worden, erklärt Pastor Schulz-Wackerbarth. Bedenken, die Geschenkboxen könnten bei mehr als 40 Taufen im Jahr zu teuer werden, hätten sich als unbegründet erwiesen. Für die Familien ist die Box ein Geschenk, für das sie nichts bezahlen müssen. Jedoch hätten die Taufpaten meist sehr bereitwillig für die schöne Idee gespendet. Außerdem unterstützt die Landeskirche Hannovers das Projekt. Theo ist gerade erst ein Jahr alt und interessiert sich bisher noch nicht besonders für Fotoalben und Bücher mit Texten. Aber sobald er groß genug für die Geschichten ist, werden seine Eltern die Taufbox mit ihm zusammen anschauen, damit er zur Kirchengemeinde und zum Glauben eine Beziehung aufbaut.

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