Kleines Wäldchen ist der große Hit

Mehr als 40 Kinder nehmen Lühnde zwei Tage lang bei Dorferkundung unter die Lupe
aktion
Lühnde (tw). Basisdemokratie in den Ferien: Mehr als 40 Schüler
haben in Lühnde „tolle“ und „blöde“ Ecken aufgestöbert und ihre
Liste der Gemeinde und dem Ortsrat als Bestandsaufnahme aus
kindlicher Sicht vorgelegt. Wie in den Vorjahren in Bledeln und
Groß Lobke brachte die kritische Dorf-Prüfung für die beteiligten Erwachsenen
manches Aha-Erlebnis. „Mir war gar nicht bewusst, dass unser Wäldchen für
die Lühnder Kinder so ein interessanter Spielplatz ist“, meinte Ortsbürgermeister Thomas Weiß. Und Frank-Thomas Schmidt versicherte den Mädchen und
Jungen als stellvertretender Verwaltungschef: „Wir werden eure Anregungen
sehr ernst nehmen.“ Alles könne die Gemeinde freilich nicht ändern – zumal
manche Ecken gleichzeitig unter den Pluspunkten wie auch unter den Minuspunkten
auftauchten: Der eine liebt die Erhebung am Mühlenberg, weil sie eine
tolle Aussicht bietet – der andere findet die Straße zu steil und fährt sie gar nicht
gern mit dem Fahrrad herunter. In vielen anderen Punkten waren sich
die Kinder, die mit „Forscherausweisen“ auf Fotosafari durch den Ort gingen,
allerdings einig. Als „tolle“ Anziehungspunkte des Dorfes stuften sie die
Sporthalle, den Schulhof, das Wäldchen, die ruhige Straße Bolzumer Busch,
die Idylle des Regenrückhaltebeckens und der Pferdekoppel ein. Der Sportplatz
schnitt besonders gut ab, weil es in der Nähe kaum Anwohner gibt, die man
durch lärmendes Spiel stören könnte. Der Jugendraum wurde ebenso lobend
erwähnt wie das letzte „Lädchen“ – Begründung: „Weil man dort Süßes kaufen
kann.“ Doch die Kinder haben auch einen Blick für Dorfkultur: Dass die alte
Sankt-Martin-Kirche so gut erhalten sei, fanden sie ebenfalls gut.
Den Kinderforschern stanken im wahrsten Sinne des Wortes die Schultoiletten,
Hundekot auf Wiesen und Wegen sowie ein Wasserloch im Wäldchen, im
übertragenen Sinne Autos, die auf Fußwegen parken. Sie kritisierten, dass die
Bushaltestelle zu dreckig und der Kaugummiautomat von Jugendlichen beschädigt
worden sei – und dass es in der Straße Am Schacht zu viele Hunde gebe.
Auch die Spielplätze hatten sie unter die Lupe genommen: Der eine sei nur für
kleine Kinder interessant, auf dem anderen hingen die Schaukeln zu niedrig.
Am Sportplatz erregte ein geschlossenes Tor Missfallen, am Sumpf im Baugebiet
ein offenes – denn dadurch seien kleine Kinder gefährdet, hatten die Schulkinder
bei ihrer Dorftour festgestellt. Ortsbürgermeister Weiß fühlte manche
Debatte im Ortsrat bestätigt – denn die Kinder stuften einige Stellen im
Dorf als gefährlich ein, die auch die Kommunalpolitiker gern entschärfen
würden: die kurvenreiche Hauptstraße, weil sie schwer zu überqueren ist, und
die Kreuzungsbereiche, die zum Teil schlecht einzusehen sind.
An der Hauptstraße postierten sich die Kinder am zweiten Tag der Dorferkundung
zusammen mit zwei Polizisten, die mit einer Laserpistole das Tempo der
Autos am Ortseingang maßen. Wer zu schnell unterwegs war, hatte Glück: Er
bekam an diesem Tag keinen Bußgeld-Bescheid, sondern nur einen „Kinder-
Strafzettel“ mit einer Ermahnung aus Kindersicht: „Bitte nehmen Sie Rücksicht.“
Bei der zweitägigen Veranstaltung kamen jedoch auch Spiel und Spaß
nicht zu kurz, zum Beispiel bei einem Bobbycar-Rennen und einem „sagenhaften“
Besuch in der Lühnder Bücherstube. Veranstaltet und organisiert wurde
das Ferien-Spektakel vom „Runden Tisch“ der Gemeinde. Matthias Brinkmann,
der die Idee hatte, dankte zahlreichen Helfern und Unterstützern. Dazu
zählten neben Jugendpfleger Sönke Deitlaff auch die Ortsbürgermeister von
Groß Lobke, Silke Wirries, und von Bledeln, Helge Hartmann, außerdem die
Grundschule und der Förderverein und der Männerstammtisch des Sankt-Martin-
Kindergartens. An einem Ergebnis der Dorferkundung können alle Einwohner etwas verbessern
– auf die Frage, ob Lühnder Erwachsene nett zu Kindern seien, bekamen
sie nur ein „teils, teils“ als Zeugnis.

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