Reflektoren sollen Wild fernhalten
Mehr Unfälle seit Bau der Kläranlage: Jäger installieren Warner / Gute Erfahrungen im Raum Duingen
(HAZ/gs/28.08.2015) Seit dem Bau der Kläranlage zwischen Algermissen und Lühnde schnellt auf der Straße zwischen beiden Orten die Zahl der Wildunfälle in die Höhe. Rehe, Waschbären und Dachse gehören zum Fallwild. „Die Verluste durch den Verkehr dürfen nicht unterschätzt werden. Diese Entwicklung mussten wir schnell stoppen“, sagt der Sprecher der Lühnder Jäger-Gemeinschaft, Gerhard Müller. „Seit Menschengedenken“ verliefen dort die Wildwechsel. Deshalb haben die Waidmänner zu einer Lösung gegriffen, die immer mehr Jäger im Landkreis bevorzugen: Sogenannte Wild-Warnreflektoren. 120 davon wurden an den nahen Kreisstraßen zunächst montiert. Weitere 80 sollen folgen. Für viele der Wildtiere wirkt das eingezäunte Gebiet entlang der neuen Kläranlage zwischen der Siedlung Tiefenbeck und Stichkanal wie eine Barriere. Kreisjägerschaft und Straßenmeisterei waren sich schnell einig, Abhilfe zu schaffen. Die neu entwickelten Multi-Wildschutzwarner sollten her. Diese erzeugen unterschiedliche und bewegliche Lichterscheinungen, wenn das Licht eines herannahenden Autos sie anleuchtet. Diese Lichtreflexe sollen das Wild abschrecken. Nach Auskunft von Gerhard Müller liegen aktuelle Erkenntnisse vor, dass Wildunfälle durch solche installierten „Wildtierampeln“ um 80 Prozent gesenkt werden können. Tatsächlich haben Jäger im Raum Duingen wie berichtet sehr gute Erfahrungen mit diesen Reflektoren gemacht. Die Reflektoren sind in einem Bauteil vereint und erzeugen insgesamt 156 ständig verändernde Lichtblitze, die die Wildtiere irritieren. Der Wirkungsradius beträgt 180 Grad. Der obere Teil ist in einer Halbkreisform mit blauer Folie ummantelt, die eine umlaufende Reflektion liefert. Der Reflektor besteht aus Prismen-Flächen, die in verschiedenen Richtungen ausgerichtet sind. Im unteren Bereich sind verschiedenfarbige Reflektoren wabenförmig angebracht. Sie sollen die Wildtiere in jeder Position erreichen.
Die Jäger haben jetzt die ersten 120 von insgesamt 200 „Blitztierampeln“ an die Leitpfosten der Kreisstraßen von Lühnde nach Wätzum, Algermissen und Bledeln montiert. Dabei halfen Theresa und Eckard Bokelmann, Detlef Busche, Maximilian und Hans-Wilhelm Roth, Johannes Kern, Andreas Schubert, Henna Ahlwes sowie Hermann und Henrik Wesche eifrig mit. Die Mitglieder der Jäger-Gemeinschaft in Lühnde sind vom Nutzen dieser Entwicklung überzeugt. „Wir wollen schließlich Wild hegen und pflegen und nicht nur tote Tiere beseitigen.“ Der Chef der Lühnder Jäger-Gemeinschaft, Gerhard Müller, informiert darüber, dass im oberen Bereich dieser neuen „Wildtierampel“ zusätzlich ein leicht zugänglicher Schwamm zur Aufnahme eines „Wildvergrämungsmittels“ eingelassen ist. Der soll die Tiere ebenso abschrecken. Dabei handelt es sich um einen streng riechenden, kleinen Duftschwamm. Damit kann gezielt bestimmt werden, dass in den stark gefährdeten Jahreszeiten wie Brunft-, Blatt- und Rauschzeit ein sogenannter „Duftzaun“ als zusätzliches Mittel zum Fernhalten der Wildtiere erzeugt wird. „Allerdings sollte man diesen nicht dauerhaft so betreiben“, sagt Müller. Seine These: „Die Gewöhnungseffekte treten bald ein, und empfindliches Wild verlagert je nach Windrichtung seinen Lebensraum.“ Gerade im Herbst kommt es vermehrt zu Wildunfällen, ebenso in der Brunftzeit.