Ein Dorf feiert Geschichte
Doppeljubiläum in Lühnde: 900 Jahre St.-Martin-Archidiakonats-Kirche und Ortshistorie / Helfer gesucht
(HAZ/gs/20.9.2014) Das Dorf Lühnde steht vor einem Doppeljubiläum. Die im romanischen Baustil entstandene Sankt-Martin-Archidiakonats-Kirche von anno 1117 mit dem späteren gotischen Chor gehört zu den Ur-Pfarreien im Hildesheimer Land. Auch der Ort Lühnde wird damit erstmals geschichtlich erwähnt. 2017 soll das 900-Jährige gefeiert werden. „Allerhöchste Zeit“, heißt es dazu aus der Bevölkerung. Bis vor rund 500 Jahren sicherten den Ort noch Wall und Graben sowie zwei Schlagbäume an der Zellischen Heerstraße und am Maschtor in Richtung Algermissen. Dieser südöstlich gelegene Dorfeingang war nicht weit entfernt von der alten Mutterkirche. Da die Ersterwähnung des Ortes auf die uralte Archidiakonats-Kirche zurückgeht, soll das Gotteshaus mit Areal bei der Jahrhundertfeier im Mittelpunkt stehen. Zu Ostern 2010 gründete sich bereits ein Förderkreis. „Wir wollen damit Menschen finden, die sich für unser Dorf und unsere Kirche engagieren“, forderte damals Pastor Günter Albrecht alle Bürger auf. Auch zwei Jahre danach fanden weitere Gespräche im großen Kreis zu diesem Thema statt. Weil inzwischen aber die Zeit gewaltig drängt, stand dieser Punkt erneut auf der Tagesordnung der jüngsten Ortsratsitzung.
„Wir müssen an unsere Geschichte denken und auch das runde Jubiläum in drei Jahren entsprechend feiern“, meint auch Ernst-Heinrich Bruns. Seine Familie ist seit mehreren Generationen in Lühnde Hinter den Höfen ansässig, darunter war auch sein Ahne Joseph Bruns. Der ist längst zu einer Persönlichkeit des Dorfes geworden. Er trat als bekannter Seiltänzer und Äquilibrist in Europa auf und hat das erste Zebra in Deutschland eingeführt. Von diesem gestreiften Tier war auch Wolfgang Goethe hellauf begeistert (diese Zeitung berichtete). Der ehemalige Ortsbürgermeister Thomas Weiß mit Ortsrat hinter sich und Pastor Günter Albrecht für die Kirche fanden die Unterstützung durch Kreisheimatpfleger Gerhard Schütte. Der hatte über allerlei mögliche Aktivitäten zum bevorstehenden Jahrhundertereignis mit den Einwohnern gesprochen. Geschichtlich sowie organisatorisch hatte der Ort allein in jüngster Zeit schon einiges zu bieten. Beispielsweise hatte der Schützenverein von 1837 – der älteste Verein im Bereich der Gemeinde Algermissen – anlässlich seiner 175-Jahr-Feierlichkeiten das Kreisschützenfest des Verbandes Hildesheim-Marienburg organisiert. Gleich danach setzte der TuS Lühnde mit seinem Vorsitzenden Lothar Ebeling zum 100-Jährigen Akzente, darunter die Biathlon-Veranstaltung mit 372 Akteuren sowie die Sonderausstellung „Turnen und Fußball“ mit historischen Sportexponaten. Das Dorf ist in früheren Zeiten außerdem durch Handwerksbetriebe, Geschäfte, darunter auch „Spezereiwaren“ wieder Garnhandel, einer starken Landwirtschaft mit Molkerei, fünf Gasthäusern sowie dem Kalischacht gut versorgt gewesen. Auch Leineweber, Spinnradmacher und sogar ein Wundarzt tauchten in Lühndes Geschichte auf. Bei der letzten Zusammenkunft 2012 setzte der Ortsrat auf ehrenamtliche Mitarbeiter, die an der Aufarbeitung der Dorfchronik Interesse zeigten. Der frühere Lehrer Friedrich Peine hatte dazu schon 1958 Vorarbeit geleistet – mit „Beiträgen zur Geschichte des Dorfes Lühnde“