Keine Weitsicht bei Buddelarbeiten?

Kanal-Baustelle in Lühnde:Anwohner möchte Leerrohre für Glasfaserkabel gleich mitverlegt wissen

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HAZ (rek). Dirk Bethge ist ziemlich verärgert. Als Anwohner des Schachtweges in Lühnde hat er derzeit täglich eine Bausstelle vor seinen Augen. Mindestens 500 Meter wird die Straße längs aufgebuddelt. Der Wasserverband legt hier in zweieinhalb Metern Tiefe neue Kanalrohre in die Erde. „Das ist dringend notwendig, dass da saniert wird“, lobt der Lühnder ausdrücklich. Daher rührt sein Groll nicht. Was den 67-Jährigen nervt, dass nicht gleichzeitig auch Leerrohre für künftige Glasfaseranschlüsse mitverlegt werden. Er fordert bei Bauarbeiten, die unter die Straße gehen, mehr Effizienz. „Wenn der Weg hier schon offen ist, dann kann man die Gelegenheit doch gleich nutzen.“ Sollten die High-Tech-Kabel dann in den kommenden Jahren tatsächlich an die Haushalte angeschlossen werden, müsse der frisch asphaltierte Schachtweg nicht schon wieder komplett aufgerissen werden. Bethge: „Mensch, das kostet doch alles ein Schweinegeld.“ Seine Frau Annemarie Bethge nickt zustimmend. „Sinnvoll ist doch, die Baustelle gleich mit Blick in die Zukunft zu nutzen, egal, ob es um Fernwärme, Strom oder Wasserarbeiten geht.“ Das Dilemma sonst: Ist der eine Versorger fertig, beginnt der nächste, weil die  Abstimmung untereinander fehle. Der Schachtweg sei erst vor vier Jahren renoviert worden.

Was das Ehepaar besonders stört: In der Gemeinde Algermissen gibt es zwar den großen Vorteil, dass die Ortschaften schon mit Glasfaserkabel versorgt sind – allerdings können die Nutzer davon kaum profitieren. In Lühnde reicht das Glasfaser-Turbonetz nur bis zu den Verteilkästen an der Ortsdurchfahrt. Von da bis in die einzelnen Haushalte müssen Kupferstränge die Daten weiterleiten. „Wie ein Flaschenhals, durch den hier die hohen Datenströme gebremst und gepresst werden“, vergleicht Bethge. Und das merke man am Bildschirm auch. Wenn er beispielsweise eine Live-Konzert-Übertragung der Berliner Philharmoniker genießen möchte, habe er nicht viel Genuss daran. „Ruckelbilder sowie keine Synchronität von Ton und Bild. Was nützt mir da HD-Qualität?“ Den alten Kupferkabeln seien eben physikalische Grenzen gesetzt. Bethge sieht langfristig keine Alternative zu Glasfaser und verweist in der Nachbarschaft auf Studenten und Geschäftsleute, die ebenfalls auf ein superschnelles Internet angewiesen sind. Hochmoderne Glasfasernetze sollen mal bis zu 200 Megabit pro Sekunde (mbit/s) ermöglichen. Von solchen Übertragungsgeschwindigkeiten können High-Tech-Fans wie Dirk Bethge derzeit nur träumen. Daher hat der Lühnder einen Brief an Gemeindebürgermeister Wolfgang Moegerle geschrieben, in dem er die fehlende Weitsicht bei Buddelarbeiten unter Gemeindestraßen mokiert. Die Antwort von Moegerle stimmt ihn allerdings nicht zufrieden. Der teilte schriftlich mit, dass „Leerrohre in den Straßenbaumaßnahmen wie beispielsweise im Schachtweg nach Auskunft der Telekom nicht notwendig“ seien. „Da fühle ich mich doch wirklich verklappst“, entfährt es Bethge. Nachfrage bei Bürgermeister Moegerle: Er bestätigt, dass er sich bereits im Juni bei der Telekom erkundigt habe. „Der Hinweis auf Leerrohre wurde verneint“, betont Moegerle. Grund: Es sei ungewiss, ob in Glasfaserkabeln überhaupt die Zukunft liege. Außerdem sei die Gemeinde nicht Bauherrin, zuständig für die Erdarbeiten im Schachtweg sei der Wasserverband Peine. Als Bürgermeister müsse er sorgsam mit Steuergeldern umgehen. „Wir können das nicht selbst finanzieren.“ Der direkte Heimanschluss bis zur Dose in der Wohnung sei aufwendig und teuer. Bis dahin können noch viele Jahre vergehen. „Wer Probleme hat, einen schnellen Internetzugang zu bekommen, soll sich bitte bei uns melden“, ruft Moegerle auf. Dann wolle man auf die Netzbetreiber zugehen und versuchen, Lösungen zu erarbeiten. Hinweise sind unter gemeinde@algermissen.de oder der Telefonnummer 05126/910011 möglich.

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