Lühnde dampft in die Kreisliga ab
(HAZ/04.05.2018/Ulrich Hempen) Fußball-Kreisklasse A: 4:1 gegen SV Algermissen / Verein erntet die Früchte der Jugendarbeit
Hurra, das ganze Dorf ist da! Hätte man zumindest meinen können. Auf dem Sportplatz in Lühnde war am Samstag schon vor Anpfiff Volksfest-Stimmung. Spitzenreiter TuS Lühnde musste im letzten Saisonspiel der 1. Kreisklasse A unbedingt gegen Nachbar SV Algermissen gewinnen, um in die Fußball-Kreisliga zu klettern. Die Ausgangslage vor der letzten Partie: Der TuS führte die Tabelle mit 65 Punkten an. Nur der Meister steigt sicher auf – und im Nacken saß den Lühndern noch die SSV Förste mit 63 Zählern. Förste empfing zeitgleich den VfB Oedelum. Rund 300 Zuschauer wollten das Derby in Lühnde sehen. Das ist bei 1400 Einwohnern immerhin mehr als jeder Fünfte. Und sie durften am Ende feiern. Ihr Team schlug den SV Algermissen souverän mit 4:1 (3:0).
„Ich habe meine Mannschaft selten so fokussiert erlebt“, meinte Trainer Sebastian Boppel. Die Lühnder waren von Beginn an bissig, gingen beherzt in jeden Zweikampf und wollten erst gar keine Zweifel aufkommen lassen, wer als Sieger das Feld verlässt. Bis gegen Ende der ersten Hälfte leisteten die Algermisser heftigen Widerstand. Sie spielten aus einer kompakten Deckung heraus. Dann aber kam die 35. Minute. Dennis Haberlah schnappte einem Gegenspieler nach einem engagierten Tackling den Ball weg, lief ein paar Meter und passte zu Normen Wilsch. Der flankte wiederum quer in den Strafraum – Felix Henning musste nur noch einschieben. Es war das 2:0, und dieser Treffer war auch beispielhaft für die Lühnder Einstellung an diesem Tag: Zweikämpfe gewinnen, den Ball erobern, sofort auf Angriff umschalten und den Abschluss suchen. Bereits in der 17. Minute hatte Timo Lüders das 1:0 für die Gastgeber erzielt, und kurz vor der Pause erhöhte Jan Drewke auf 3:0 (45.). Im Grunde war die Messe gelesen. Trotzdem tigerte das Lühnder Fußball-Urgestein Klaus Drewke in der Halbzeit nervös am Spielfeldrand entlang. „Wenn das mal alles gut geht.“ Den Hinweis, dass der TuS doch einen komfortablen Vorsprung habe, wischte Klaus Drewke weg: „Am Ende werden die Toten gezählt. Letzte Woche gegen Schellerten lagen wir ebenfalls mit 3:0 vorn, und dann wurde es eng.“ Auch Torsten Algermissen traute dem Braten noch nicht richtig.
Algermissen und Klaus Drewke sind Männer, deren Herz innerlich hüpfte. Sie, Frank-Thomas Schmidt und andere haben sich jahrelang für die Fußball-Jugendarbeit in der Gemeinde stark gemacht und die JSG Nord 04 (den Vorläufer des heutigen Jugend-Fußball-Clubs Nord) mit aufgebaut. Nun werden die Früchte geerntet. „Fast alle in dem jetzigen Team kommen aus unserer eigenen Nachwuchs-Abteilung“, sagte Drewke, der heute beim JFC kein Amt mehr bekleidet. Auch Drewkes Söhne Tim und Jan spielen in Lühndes I. Herren, der von Frank-Thomas Schmidt (Raphael) ebenfalls. Kurz nach der Pause legte erwähnter Jan Drewke das 4:0 (51.) nach – damit waren letzte Zweifel beseitigt, dass das Unternehmen Aufstieg noch platzen könnte. Klaus Drewke wollte aber immer noch nicht jubeln: „Erst nach dem Schlusspfiff.“ Gegner SV Algermissen steckte trotz des klaren Rückstands nicht auf und wurde mit dem Ehrentreffer belohnt. Marco Zint traf per Kopf zum 4:1 (66.). Dann war Schluss. Es folgten Jubeltänze, Bierduschen und „Nie-mehr-1.Kreisklasse“-Gesänge. Auch das Lühnder Frauenteam schaltete sich in die Feierei ein: Mit einem Plakat „Die Damen gratulieren“ und einigen Farb-Bengalos marschierten sie auf das Spielfeld. TuS-Fußballspartenleiter Tobias Fröhlich war beseelt. „Jawoll! Aufstieg! Und alle feiern mit.“
Jugendmannschaften, die Damen und die Alten Herren des Klubs waren zum Spiel gekommen. „Jetzt wollen wir sehen, dass wir in der nächsten Saison in der Kreisliga eine vernünftige Rolle spielen“, meinte Trainer Boppel, bevor er die zweite von etlichen Bierduschen über sich ergehen ließ. Klatschnass führte er danach das Interview fort: „Auf jeden Fall bleibt die Mannschaft zusammen.“ Alle aus dem Team haben zugesagt, in der Serie 2018/19 weiter im blauweißen Trikot zu spielen. Übrigens gewann Verfolger SSV Förste seine Partie gegen Oedelum mit 2:1 (siehe links). Der Vizemeister muss jetzt darauf hoffen, dass er über die Relegation in die Kreisliga klettern darf.