Bauen auch in kleineren Orten: 68 Grundstücke für Lühnde?

Algermissen nimmt nach Wachstum im Kernort das zweitgrößte Dorf in den Blick

(HAZ/03.05.2018/Thomas Wedig) Die Nachfrage nach Bauplätzen ist in Algermissen im sogenannten Speckgürtel von Hannover nach wie vor groß – so groß, dass die Gemeinde gerade erwägt, auch im 1400-Einwohner-Ortsteil Lühnde ein weiteres großes Baugebiet zu erschließen. Der grobe Vorentwurf sieht 68 Bauplätze vor. Noch ist nichts entschieden. Ob das Baugebiet überhaupt entsteht und in welchen Abschnitten, ist offen.

Doch der Plan zeigt, dass Bauland in der Gemeinde weiter stark gefragt ist. Im Kernort Algermissen läuft gerade die Erschließung des Baugebietes „Am See“ mit 35 Grundstücken, drei Jahre zuvor war der Startschuss für das Wohngebiet „Alpeblick“. Alle 52 Bauplätze waren schnell vergeben. Dazu kamen in den vergangenen Jahren mehrere Mehrfamilienhaus-Projekte.

Nun richtet die Baulandentwicklungsgesellschaft der Gemeinde, ABEG, den Fokus auf den zweitgrößten Ortsteil Lühnde. Dort sind in der Vergangenheit am Mühlenberg in mehreren Abschnitten schon um die 150 Grundstücke bebaut worden.

Vor einem Jahr hat der Gemeinderat in einem Strategiepapier die Ziele für die künftige bauliche Entwicklung formuliert und darin deutlich gemacht, dass Bauland auch in den kleineren Dörfern angeboten werden soll – zum Beispiel in Groß Lobke, was die CDU ausdrücklich forderte.

Doch für kleine Orte bedeuten Baugebiete im Verhältnis oft eine große Veränderung. So reagierten Kommunalpolitiker und Zuhörer in der jüngsten Sitzung des Lühnder Ortsrates skeptisch, als das Baugebiet unter dem Punkt „Mitteilungen der Verwaltung“ Thema war. Mit 68 Grundstücken würde es ein „Dorf im Dorfe“ werden, hieß es. Ortsbürgermeister Lutz Sohns kritisierte außerdem, der Ortsrat sei bisher nicht beteiligt worden.

Gemeindebürgermeister Wolfgang Moegerle erklärt dazu, die Planung sei noch ganz am Anfang und der Vorentwurf nur eine Grundlage für erste Gespräche mit den Grundstückseigentümern. Auf der angepeilten Fläche sind mehr als 20 verschiedene Eigentümer betroffen. Ihre Interessen müssen unter einen Hut gebracht werden, bevor die Gemeinde die übergeordnete Bauleitplanung ändert. Im Flächennutzungsplan ist zwar schon ein Gebiet für eine mögliche Bebauung ausgewiesen – aber noch nicht in der anvisierten Größe. Dafür müsste der Plan erst noch geändert werden.

Laut Bürgermeister Moegerle sind einige der Eigentümer von sich aus auf die Gemeinde zugekommen mit der Anregung, am „Schweineweg“, wie er in Lühnde genannt wird, das Baugebiet auszuweisen.

Zwei Treffen mit allen Eigentümern habe es deswegen schon gegeben.


Wohngebiete: Meist wird Acker zu Bauland

Jedes Baugebiet braucht Flächen – die vorher meist Ackerland waren. Über die Möglichkeiten, diese Flächen zu erwerben, heißt es im 2014 vom Rat verabschiedeten Gemeindeentwicklungskonzept:

„Die umfangreichen Flächenpotenziale sind zunächst eher theoretischer Natur, da vielfach keine Verkaufsbereitschaft besteht. Eine bedeutende Rolle spielen hierbei die Landwirte am Standort, da sie sowohl im Innen- als auch im Außenbereich über maßgebliche Flächenpotenziale verfügen. Die fruchtbaren Böden, die Absicht, eine Erwerbsgrundlage für kommende Generationen zu erhalten, der Wunsch nach Erhalt des historischen Erbes, aber auch wirtschaftliche oder steuerliche Nachteile beim Verkauf von Teilflächen sind Motive, die es den Landwirten erschweren, ihre Flächen aufzugeben.

Die Gemeinde Algermissen verfügt ihrerseits über keine nennenswerten Flächenpotenziale. Mit den Flächen der Zuckerfabrik, der alten Ziegelei und des Schachtes bestehen größere Industriebrachen im Gemeindegebiet, die, eine Lösung von Altlastenfragen vorausgesetzt, zumindest in Teilen genutzt werden könnten.“ Auf dem Ziegeleigelände ist das inzwischen schon geschehen.

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