Neue Landärztin: Dr. Sabine Heitmann übernimmt Praxis in Lühnde

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Die Praxis an der Ummelner Pforte – das könnte glatt der wohlklingende Titel einer abendlichen Fernseh-Serie sein. Dr. Sabine Heitmann lächelt, wenn sie ihre neueAdresse in Lühnde ausspricht. „Ich sage immer Ummeln wie Hummeln.“ Das steht für Natur und für Aktivität. Und beides passt zu der 39-Jährigen. Die Allgemeinärztin übernimmt die langjährige Wittneben-Praxis und  beginnt am heutigen Dienstag mit der Sprechstunde.

Lust aufs Land – das ist eher gegen den derzeitigen Trend. Der Hausarzt mit Praxis in der Provinz gilt unter Medizinern eher als Auslaufmodell. So wenig attraktiv, dass sogar schon bundespolitischer Beistand in Form von finanziellen Verlockungen helfen soll, das Bild des Landarztes wieder aufzuhübschen. Das ist bei Sabine Heitmann beileibe nicht notwendig. Die Ärztin aus Hannover, die bislang in einer Gemeinschaftspraxis in Garbsen gearbeitet hat, war schon länger auf der Suche nach etwas Eigenem. Aber bei keinem Angebot stimmte es so wirklich. Anfang des Jahres wurde ihr die Praxis in Lühnde empfohlen, für die seinerzeit schon länger eine Nachfolge gesucht wurde. „Ich habe die Anmeldung gesehen, das helle Wartezimmer bestaunt, die schöne Atmosphäre gespürt und wusste augenblicklich: Das ist es, hier bin ich angekommen“, erinnert sich die Doktorin, die im März zum ersten Mal Lühnde besuchte. Vorher kannte sie das Dorf überhaupt nicht. Sie hörte auf ihre spontane Empfindung und hat sich nun in dem Ort bei Algermissen im wahrsten Sinne niedergelassen – als Allgemeinmedizinerin. Die groß gewachsene Ärztin mit dem wachen Blick will so gar nicht in das oft angestaubte Klischee einer Landarztpraxis passen. „Das Vorurteil stimmt ja auch gar nicht“, betont die ambitionierte Ärztin. Sie habe sich bewusst für diesen Beruf entschieden, gerade weil er so vielseitig und lebendig sei. Denn Hausärzte schreiben nicht nur Rezepte und klopfen den Rücken ab, sie sind zugleich Teilzeitpsychologen, kennen die Häuser und Familiengeschichten der Patienten – teilen Freud und auch Leid oft über Generationen. „Provinz, so abfällig das oft klingt, heißt eben auch ganz viel Nähe zum Patienten.“ Und das ist ihr wichtig. Als Selbstständige muss sie dazu noch die Praxis managen und ihren Mitarbeiterinnen eine gute Chefin sein. Heitmann freut sich, dass sie alle drei Arzthelferinnen übernehmen kann. Das garantiere gerade für die Anfangszeit, in der sie noch viele Patienten kennenlernen müsse, Stabilität und Gelassenheit. Auch wenn sie heute sagt, dass Landärztin ihr Traumberuf sei, so hatte die Hannoveranerin, die ihre ersten Lebensjahre in der Schweiz verbracht hat, zunächst ganz andere Pläne. Mit zwölf hatte sie das Tanzen entdeckt und strebte eine Profi-Laufbahn im Ballett an. Dafür zog sie als 15-Jährige von zu Hause aus, um sich fortan im John-Cranko-Internat in Stuttgart ausbilden zu lassen. Einziger Haken: Dort konnte sie kein Abitur machen. Das wollte die sehr ehrgeizige Schülerin, wie sie sich selbst bezeichnet, aber unbedingt. Statt Tanz verschrieb sie sichnach intensivem Abwägen innerhalb der Naturwissenschaften („Bio-Chemie und Verfahrenstechnik haben mich auch sehr interessiert“) schließlich der Medizin. Und mit ihrem Einser-Abi bekamsie auch schnell einen Studienplatz an derMedizinischen Hochschule Hannover.  Ihre Doktorarbeit schrieb sie über das Immunsystem. In ihren Assistenzjahren in verschiedenen Kliniken wurde der Ärztin immer mehr klar, dass ihr das Krankenhaus zu flüchtig-anonym und Apparate-lastig sei. Das wollte Sabine Heitmann nicht, die gerade für Naturheilverfahren sehr aufgeschlossen ist und gerne auch die Lühnder Geistheilerin Claudia Hempler-Gödeke kennenlernen möchte. Sie sieht in dem Allgemeinarzt eher einen medizinischen Urtypus: breit gebildet und gefordert, im Kern eine Heilende und Helfende – und nicht den Ökonom. Wenn sie von ihrem Drehstuhl in der neuen Praxis den Blick leicht wendet, guckt sie in den grünen Garten, hört die Vögel zart zwitschern und von fern einen Traktor brummen. „Ist das nicht wunderschön?“ In den vergangenen Wochen hat sie die Praxis in der Ummelner Pforte renoviert, viel Weiß und helles Holz in die Räume gebracht, versetzt mit wiederkehrenden, kleinen Accessoires in Orange und Magenta wie Schmetterlinge im Wartezimmer. Die gerahmten Landschafts-Fotografien stammen alle von ihr selbst. Ein Hobby – ebenso wie Schwimmen, Skaten, Segeln oder das Brausen durch die freie Natur auf ihrer 750er-Kawasaki. Sabine Heitmann ist nicht abgeneigt, demnächst ganz in die Gemeinde zu ziehen – sobald sie etwas Passendes gefunden hat. Und wer künftig vor der Ummelner Pforte 16 einen schwarzen Mini stehen sieht, der weiß: Frau Doktor ist da.

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