Bei den Knirpsen geht’s rasant voran

Wie sich Kindergarten-Angebote in einem Jahrzehnt verändert haben: ein Beispiel aus Lühnde

Lühnde / Kreis Hildesheim (tw). Leere in den Kindergärten? Demografisch scheint sie programmiert. Doch„Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt“: Dieses Zitat von Friedrich Schiller ist ein Leitsatz des Lühnder Kindergartens. Foto: Schütte großen Betreuungs-Bedarf gibt es auch rund um die Kerngruppe der Drei- bis Sechsjährigen – und auf ihn müssen die Tagesstätten reagieren. Was sich dadurch alles ändert, zeigt ein Beispiel aus Lühnde. Der Kommunale Kindergarten startete im Oktober 1994 mit zwei klassischen Vormittagsgruppen: nur für Drei- bis Sechsjährige und nur von 8 bis 13 Uhr. Das war für damalige Zeiten gar nicht mal schlecht. „Am Anfang wurde diskutiert, ob nicht auch eine Zeit von 8 bis 12 Uhr reichen würde“, erinnert sich Kindergarten-Leiterin Birgit Brinkmann.
Sie hat das aktuelle Angebot und Konzept aufwendig in einer neuen Broschüre zusammengestellt – und dabei festgestellt, dass sich in etwas mehr als einem Jahrzehnt eigentlich alles verändert hat. Ähnlich erlebt auch der Algermissener Bürgermeister Wolfgang Moegerle den Wandel. „Wir haben kaum etwas Neues eingeführt, da zeichnet sich schon der nächste Schritt ab“, sagt er. „Die Entwicklung ist rasant.“ Überall sei mehr Flexibilität gefragt, da müsse die Kommune in Sachen Betreuung mithalten. „Wenn heute der Supermarkt bis 22 Uhr offen ist, können wir nicht mittags alles dicht machen“, sagt Moegerle, der die Öffnungszeiten im Rathaus inzwischen fast verdreifacht hat.
Noch bleiben die Kindergärten nicht bis 22 Uhr auf. Doch die Veränderungen in Lühnde zeigen klar den Trend: Seit 1994 wurden die Öffnungszeiten verdoppelt. Heute werden die Kinder bei Bedarf von 7 bis 17 Uhr betreut. Und nicht nur die Drei- bis Sechsjährigen mit Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz. Heute reicht die Alterspalette von 18 Monaten in der altersübergreifenden „Mond-Gruppe“ bis zu zehnjährigen Viertklässlern in der „Sonnen-Gruppe“. Denn längst sind Krippe und Hort in das Kindergarten-Gesamtkonzept integriert. Die Schulkinder dieser Gruppe können den Kindergarten in den Ferien auch den ganzen Tag besuchen.
Für die Grundschüler bietet der Kommunale Kindergarten außerdem einen „Pädagogischen Mittagstisch“. Zwei Erzieherinnen der Einrichtung sind auch für die Betreuung der Erst- und Zweitklässler zwischen 12 und 13 Uhr in der benachbarten Grundschule zuständig.
Das Landesjugendamt bezeichnete jetzt nicht nur das vielseitige Angebot, sondern auch die professionelle Präsentation in einer bunten Broschüre als vorbildlich. Das besagte Angebot richte sich allerdings auch nach einer besonderen Nachfrage in Lühnde, ergänzt Bürgermeister Moegerle. In diesem Ortsteil sei der Bedarf an Früh- oder Spätbetreuung sowie Krippen-, Hort- oder Ferienplätzen so hoch wie im dreimal so großen Kernort der Gemeinde Algermissen. So richtig erklären kann er sich das nicht. Doch Moegerle zeigt sich überzeugt, dass die Entwicklung in den Kindergärten noch weitergeht. „Mal seh’n, was als Nächstes kommt.“

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